US-Blogger in Beugehaft
Wolf-Dieter Roth 20.11.2006
Blogger werden immer mehr Journalisten und Medienunternehmen gleichgestellt – und das ist nichts, worüber sie sich wirklich freuen sollten
Es war zu befürchten, und kam nun auch so: Nach den Besitzern gewöhnlicher Websites oder auf ihren Namen registrierter E-Mail-Adressen, denen die Juristen nun seit Jahren nachsteigen , sind inzwischen auch die Hobbyschreiber dran, die ihre Online-Tagebücher mit Katzenbildern , Schulerlebnissen oder Meinungen füllen. Doch so richtig "nett" wird es, wenn das Blog oder der Blogger der Staatsgewalt ein Dorn im Auge sind.
In Deutschland wurden durchaus schon
Momentan sind zivilrechtliche Vorgehensweisen, also Abmahnungen, einstweilige Verfügungen und Prozesse mit ruinösen Streitwerten im fünf- bis sechsstelligen Bereich das größere Problem, was durchaus auch in Haft enden kann, wenn der Betroffene die verhängten Schadensersatzsummen nicht zahlen kann oder will. Im Bereich der Urheberrechtsverletzungen will Bundesjustizministerin Zypries die möglichen Summen für eine Erstabmahnung nun
Abmahnungen sind nur der Anfang…
Zudem schützt eine preiswertere Abmahnung ja nicht vor einem dennoch möglichen teuren Prozess – die Musikindustrie wird zukünftig statt Serienabmahnungen dann halt gleich Serienklagen eröffnen. Hiergegen schützt auch das BGH-Verbot rein zum Zwecke des Geldverdienens gestarteter Abmahnwellen nichts und solange auch nur ein Gericht weiterhin das Abmahnen der "Kleinen" durch die "Großen" akzeptiert oder sogar befürwortet, werden die Prozesse dann halt an diesem Gericht geführt. Den Juristen und Großkonzernen entgeht also ihr Geschäft schon nicht.
Begründet wird von Juristen derartiges unsymmetrisches Einschlagen der "Großen" auf die "Kleinen" üblicherweise gerade mit "besonderer Fairness": "Im Internet sind alle gleich". Also genau das, worauf einst die "Kleinen" ihre Hoffnungen stützten, nämlich im Internet dieselben Chancen zu haben wie große Unternehmen. Klar, dass dabei hinter den Kulissen durchaus etwas hämisches Gelächter zu hören ist und der Spruch "wer mit den großen Hunden pinkeln gehen will…" fällt. Seit dem Dotcomboom im Jahr 2000 ist Internet "Big Business", in das man zwar seit dem darauf folgenden Dotcomcrash nicht mehr gerne investiert, doch vor dem die Angst nach wie vor sehr groß ist. "Wehret den Anfängen!" heißt die Devise und "Erschlagt sie, solange sie noch klein sind!". Und wenn einige Richter doch einmal
Dass es also gar nicht so wünschenswert ist, als Kleiner den Großen gleichgestellt zu werden, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Doch in einem anderen Aspekt wünschen sich es die Blogger immer noch: sie möchten auch gerne als Journalisten gelten, oder sogar als "die besseren Journalisten", weil sie mangels kommerzieller Interessen eines Arbeit- oder Auftraggebers unabhängiger sein können. Was natürlich nicht geht, denn so wie Verlage gar nicht mehr unabhängig sind, wenn bestimmte Themen Anzeigen- oder Rechtsabteilung Kummer bereiten, so ist auch der Blogger unversehens wirtschaftlich ausgesprochen von dem abhängig, der ihn mal eben verklagt. Seine "Geschäftspartner" kann man sich halt nicht immer selbst aussuchen.
"Gleichberechtigung?" Es geht weniger um Rechte, als um Pflichten und Gefahren!
Doch werden ab 2007 nicht nur selbsternannte Konkurrenten den Bloggern Ärger bereiten können, auch vom Staat aus werden sie mehr und mehr Journalisten gleichgestellt (
Was droht, wenn Blogger auch von Staats wegen Journalisten gleichgesetzt werden, kann man gerade am
Wenn es so käme, wäre Josh Wolf der am längsten in Beugehaft genommene Journalist in der jüngeren US-Geschichte, so das
Josh Wolf hatte am 8. Juli 2005 in San Franzisko bei einer Demonstration anlässlich des in Schottland stattfindenden
Dürfen Behörden Material Dritter für Ermittlungen beschlagnahmen?
Im Verlauf der Ermittlungen wegen versuchter Brandstiftung wurde Wolf vorgeladen und aufgefordert, alle seine Videoaufnahmen auszuhändigen. Er lehnte ab, weil er, wie er sagte, als Journalist die Identität der Personen auf seinem Videomaterial schützen müsse, die zuvor Prügel mit Gegenprügeln beantwortet hatten und nun nur infolge seiner Filmerei in Gefahr gekommen seien.
Teile der bei der Demonstration entstandenen Videoaufnahmen hat Wolf an lokale Fernsehstationen verkauft, andere Ausschnitte auf
Josh Wolf hat prominente Unterstützer auf seiner Seite, darunter die
Würde Josh Wolf beigeben, so wäre die Pressefreiheit in Gefahr. Wolfs Anwalt
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