Florian Rötzer 05.06.2006 Mit der Förderung von Sicherheits- und Überwachungstechnik will die EU sich weiter zur Festung aufrüsten und in Konkurrenz zu der hoch subventionierten Sicherheitsbranche der USA tretenWährend in den USA die Regierung und gegen die Einwanderung agierende Organisationen die Grenzen vor allem nach Mexiko mit mehr Personal, einem Grenzzaun und Überwachungstechnik möglichst dicht machen wollen ( |
Der Independent weist in diesem Zusammenhang auf den von Statewatch und dem Transnational Institute Ende April
"Wir brauchen", so EU-Kommissar Günter Verheugen, "die neuesten Technologien und ein umfassendes Wissen, wir brauchen eine konkurrenzfähig starke und unabhängige europäische Forschungs- und Industriebasis und einen korrespondierenden Markt für Sicherheitslösungen." Die EU befürchtet zu Recht, hier ähnlich wie in der Rüstungstechnik von der staatlich unterstützten Industrie der USA abgehängt zu werden und einen internationalen Wachstumsmarkt zu verpassen. Daher hat die EU-Kommission unter dem Druck der Lobby das mit Industrievertretern aus der Rüstungsindustrie, Leitern von Forschungseinrichtungen und Politikern besetzte Beratungsgremium "Group of Personalities" (GoP), später European Security Research Advisory Board (ESRAB), eingerichtet und dann 2004 das Forschungsprogramm
Die Höhe der Gelder wurde noch nicht festgelegt. Bislang zirkulieren unterschiedliche Zahlen. Verheugen hat nur noch von 250 Millionen Euro gesprochen. In dem Budgetvorschlag für das
Ben Hayes, Autor des Berichts "Arming Big Brother", vermutet, dass nicht nur aus dem Topf für IuK-Technologien weitere Gelder kommen werden, sondern auch aus den oft nur vage beschriebenen Forschungsfeldern wie "Ideen" oder "Kapazitäten". Der Bereich "Sicherheit und Wissenschaft" sei ähnlich definiert wie im
2004 startete man zunächst mit einer dreijährigen "vorbereitenden Maßnahme", im Rahmen derer bereits erste Projekte gefördert werden, darunter auch das Projekt "Safer European borders". Die 6.000 Kilometer lange Landgrenze und die 85.000 Kilometer lange Seegrenze soll hier gegen "illegale Immigranten, Drogenschmuggler und Terroristen" geschützt werden. Weitere Vorhaben sollen die Sicherheit für Eisenbahn und Flughäfen sowie Computernetzwerke erhöhen. Es wird an bessere Systeme für das Krisenmanagement gedacht, an Abwehrsysteme für Flugzeuge gegen MANPADS, verbesserten Informationsfluss für die Geheimdienste, tragbare Geräte, mit denen sich durch Mauern in Gebäude sehen lässt und Menschen in diesen verfolgt werden können, oder eine standardisierte Schnittstelle zwischen sicheren Containern oder Fahrzeugen und Lesegeräten durch RFID-Technik. Ein Projekt soll auch der Frage nachgehen, wie neue Überwachungstechnologien in Übereinstimmung mit dem Datenschutz und den Menschenrechten stehen können. Kritik der Bürgerrechtsorganisationen richtet sich vor allem dagegen, dass die Sicherheitsforschung eine militärische Ausrichtung hat und in vielen Projekten die großen europäischen Rüstungskonzerne das Sagen haben.
Im Februar 2006 fand die erste, nach Ansicht der österreichischen EU-Präsidentschaft sehr erfolgreiche
Ben Hayes kritisiert in dem Bericht vor allem, dass die von der Kommission geplante Sicherheitsforschung bislang nicht im EU-Parlament diskutiert werden konnte. Zudem würde die geplante Sicherheitsforschung öffentliche Gelder vornehmlich dem "Militärisch-industriellen Komplex" zukommen lassen, der sich auf die profitable Sicherheitstechnologie umstellen will. Das führe zu einer "Militarisierung der Polizei- und Grenzkontrollen", die aber Verbrechen und Terrorismus nicht verhindern könnten, weil man damit nicht deren primären Ursachen bekämpfe, aber die bürgerlichen Freiheiten massiv bedrohe. Aber das ist der Fall ganz unabhängig davon, ob nun die Rüstungskonzerne oder andere Unternehmen Sicherheitstechnologien entwickeln, die dann von den europäischen Staaten gekauft und eingesetzt werden.
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