Kurzhörspiel 2.0
Wolf-Dieter Roth 04.11.2006
Das "Blogspiel": Hörspiele vom Audioblog aus dem Internet zurück ins Radio
Eigentlich kann sich die Kreativität von Rundfunkmachern und Internetaktiven gegenseitig viel geben. Leider waren die Fürsten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den vergangenen Jahren allerdings eher der Ansicht, nicht nur das WWW, sondern das gesamte Internet bekämpfen oder vereinnahmen zu müssen und Audio sowie Video im Netz lösten deshalb bei ihnen eher Angst – und Hoffnung auf Rundfunkgebühren – aus. Zwei Blogger und Rundfunkmacher aus Berlin haben es jetzt jedoch geschafft, die beiden Medien friedlich zusammenzuführen: Die erste daraus entstandene Sendung steigt heute nachmittag.
Das Hörspiel, das den Kinobesuch solange ersetzte, bis Spielfilme auch im Fernsehen gelandet waren, hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, weil kaum jemand noch die Geduld hat, nach Programm geduldig vor dem Gerät zu sitzen und die Fernsehzeitschriften auch nur noch selten das Radioprogramm abdrucken. Kurzhörspiele hatten besonders schlechte Karten: Wer stellt sich schon für ein fünf oder zehn Minuten langes Hörspiel den Wecker?
Unerwartet wiederbelebt wurde der klassische Wortbeitrag des Radios jedoch als Podcast in der Kombination des auf einem Webserver abgelegten Audiofiles im MP3-Format, das mit einem entsprechenden portablen MP3-Abspielgerät aber nicht mehr unbedingt am Computer gehört werden muss, sondern beispielsweise in der U-Bahn auf der Fahrt in die Arbeit. Dies hat zweierlei Vorzüge: erstens gibt es keinerlei Empfangsprobleme – Radiohören in der U-Bahn dürfte sich im Vergleich ziemlich schwierig gestalten – und zweitens ist man vom Sendeplan eines Rundfunksenders unabhängig: Das Hörspiel ist bereits aufgezeichnet und kann nach Belieben auch unterbrochen und später weiter angehört werden, was bei Audiostreams beispielsweise nicht so elegant klappt.
Die klassische frühere Hörspiellänge von einer Stunde oder mehr, entsprechend einem Theaterstück oder Spielfilm, hat sich im Internet allerdings bislang nicht durchgesetzt, obwohl der Hörspiel-Krimi
Im Gegensatz zum Massenmedium Rundfunk sind Podcasts ähnlich wie Webradios Nischenmedien: Wie bei anderen privaten Homepages auch, sind dreistellige Abrufzahlen hier bereits als (unter Umständen bereits viel Geld kostender) Erfolg zu rechnen. Wer allerdings einen Podcast einmal abonniert hat, liebt ihn dann auch und bleibt ihm treu, so wie einst den Radioserien oder später TV-Serien und Soaps. Und natürlich finden sich hier im Audio-Web so einige Juwelen, bei denen es sich auch lohnen würde, sie in einer normalen Rundfunksendung den Hörern zu präsentieren, die sich nicht selbst mühsam ihre Hörspielkost im Web zusammenklicken wollen.
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Da sie beide Welten kennen und auch die entsprechenden Kontakte hatten, riefen sie nun das
Obwohl Markus und Jana bislang nur innerhalb der Blog- und
Als Novum im Radio – beim Fernsehen ist es gang und gäbe – haben die beiden eine eigene Produktionsfirma gegründet,
Während in einer Pressekonferenz Bedenken geäußert wurden, es könnten jugendgefährdende Beiträge eingereicht werden, wird hier auf die Selbstreinigungskräfte der Podcast-Community gesetzt, in der mit solchen Aktionen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Erst 24 Stunden vor der ersten Sendung wurde es erstmals nötig, einen Beitrag zu entfernen, in dem das Lied "99 Luftballons" von Nena "kreativ gerülpst" wurde:
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