Mordland Irak – auch für Journalisten
Florian Rötzer 21.12.2006
Der Irak ist – nicht nur – für Journalisten das gefährlichste Land geworden, nach einem Bericht werden sie in aller Regel ermordet, was auch ein weltweiter Trend ist
Wenn täglich 100 Menschen und mehr im Irak sterben, so werden sie normalerweise nicht, wenn sie nicht Soldaten oder Polizisten sind, nach ihren Berufen aufgeführt. Es sind Zivilisten, namenlose Opfer eines Konflikts oder eines Kriegs, der das Land und vor allem die Hauptstadt mit hemmungsloser Gewalt überzieht, deren spektakuläre, weil Medienbilder liefernde Spitze die seit dem Einmarsch 2003 und der verfehlten Politik der Besatzer anschwellende Flut an Bombenanschlägen sind. Aber es sterben auch immer mehr Journalisten im Irak bei oder wegen ihrer Arbeit – in aller Regel durch Mord.
Die von Journalisten 1981 gegründete Organisation
So werden wenigstens Journalisten aus der statistischen Masse der Opfer herausgehoben, weil sie im Unterschied zu den meisten "Zivilisten" Organisationen und die Medien im Hintergrund haben, für die sie gearbeitet haben. Allerdings sind Journalisten Indikatoren für den Zustand eines Landes, auf sie ist die Öffentlichkeit im In- und Ausland angewiesen, um unabhängig von Regierungsbehörden oder am Konflikt beteiligten bewaffneten Parteien und Interessengruppen zu erfahren, was vor sich geht. Im Irak spiegelt ihr Schicksal – und das der Menschen, die mit ihnen zu tun haben und wie Übersetzer, Fahrer oder andere Mitarbeiter - auch ganz einfach das Schicksal vieler Menschen, die zum Ziel von Morden oder auch zufällig zu Opfern von Anschlägen und Kämpfen werden.
Der freie Journalist Abdel Majid al-Mehmedawi wurde am 5. Mai im Zentrum von Bagdad mit Schüssen von unbekannten Tätern getötet. Azad Muhammad Hussein vom Radio Dar Al-Salam, war Anfang Oktober in Bagdad entführt und am 10. Oktober ermordet in die Leichenhalle gebracht worden. Ahmad al-Rashid von der Zeitung Al-Sharqiya wurde am 3. November auf der Fahrt mit seinem Auto zu seiner Familie in Bagdad von bewaffneten Männern gestoppt, zum Aussteigen gezwungen und vor Zeugen erschossen. Am 12. Oktober drangen bewaffnete Männer in das Redaktionsgebäude des Senders Al-Shaabiya in Bagdad ein und töteten 11 Menschen, darunter 5 Polizisten. Der letzte Todesfall ereignete sich am 12. Dezember in Mosul. Hier erschossen Milizen den Kameramann Ahmed Lutfallah von Associated Press Television News, als eine Schießerei zwischen Aufständischen und Polizisten filmte.
Da im Irak Journalisten aus dem Ausland
Nach dem CPJ befinden sich weltweit 134 Journalisten im Gefängnis. Am meisten in China (31), gefolgt von Kuba (24), Eritrea (23) und Äthiopien (18). Im Iran ist im Augenblick nur ein Journalist in Haft, ebenso im Irak. Dort wird der Fotograf Bilal Hussein von der Nachrichtenagentur AP seit April 2006 aus Sicherheitsgründen und ohne Anklage in einem US-Gefängnis festgehalten. Angeblich habe er Verbindungen zu Aufständischen, AP bestreitet dies, CPJ fordert einen fairen Prozess. Ein ähnliches Schicksal hat Sami Muhyideen al-Haj vom Sender al-Dschasira erfahren, der im Dezember 2001 gefangen genommen wurde und sich seit 2002 in Guantanamo eingesperrt ist. Auch er soll mit Terroristen in Tschetschenien und mit al-Qaida in Afghanistan in Verbindung gestanden sein. Bislang wurde aber auch al-Haj nicht angeklagt und vor Gericht gestellt. CPJ fordert auch hier, dass die US-Regierung die unbegrenzte und willkürliche Haft beendet und ihm endlich einen fairen Prozess macht.
Aber die USA kommt auch selbst unter den wenigen Ländern vor, in denen ein Journalist in Haft sitzt. Das CPJ weist auf Joshua Wolf hin, einen Blogger, der am 22. September erneut in Beugehaft musste, weil er nicht veröffentlichtes Videomaterial über eine Protestaktion im Jahr 2005 der Polizei nicht übergeben will (
Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24277/1.html
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